Erster Tag im Kloster
Anreise
Noch Zuhause
Ich stehe schon um 7 Uhr auf, obwohl mein Zug erst um 10:36 Uhr fährt. Aber irgendwie bin ich nervös. Schließlich war ich noch nie in einem Kloster. Ich dusche, frühstücke und räume hier und da noch etwas weg. Bei uns herrscht Chaos, weil wir gerade ein bisschen renovieren. Aber das muss warten. Jetzt ist erst mal Chaosbeseitigung im Kopf angesagt.
Um halb 10 wecke ich meine Langschläfermaus. Sie findet es total doof, dass ich „weggehe“. Ich versuche ihr zu erklären, warum, aber das ist dann wohl doch zu kompliziert für sie. Tobias ist auch etwas komisch zumute. Vor allem sehe ich die eine Frage in seinen Augen: „Wie kann ich das bloß den anderen erklären, dass meine Freundin ins Kloster geht? Und was denken die dann?“
Ich weiß aber, dass er es versteht. Er kennt mein Durcheinander im Kopf. Er erlebt es jeden Tag live. Meine 1.000 Ideen, die ich nicht richtig zu Papier bringen kann. Weil ich unsicher bin, Zweifel habe. Weil ich genau wie er ein sicherheitsdenkender Mensch bin. Er kennt meine Wünsche und meine momentane Unstrukturiertheit. Und er weiß, dass ich die Ruhe brauche. Und dass das nur was mit mir alleine zu tun hat. Weil ich auf Klarheit hoffe.
Am Bahnhof
Wir sitzen im Auto auf dem Weg zum Bahnhof. Jetzt wird mir komisch. Bei mir ist es immer so, dass ich im letzten Moment noch mal zweifle. Und außerdem war ich noch nie so lange von Mila getrennt. Aber ich weiß auch, dass sie eine tolle Woche mit Tobias und ihren Omas und Opas haben wird. Das lässt mich beruhigt gehen.
Ich steige aus, winke noch lange und schon stehe ich am Bahnsteig. Es ist plötzlich total merkwürdig so alleine. Vor kurzem waren wir noch zu dritt auf Weltreise und jetzt stehe ich alleine am Bahnsteig auf dem Weg ins Kloster. So total abgeschnitten vom Kontext muss das echt bescheuert wirken. Ich muss fast lachen. Was diese Weltreise schon alles mit mir gemacht hat. Mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Nur, weil ich mal eine Entscheidung getroffen habe, ist jetzt alles anders. Aber schön anders. Ich liebe anders. Ich wollte eine Veränderung. Und jetzt hab ich sie. Mitten in meinem ehemals gepflegten Vorgarten stehen.
Warum in ein buddhistisches Kloster?
Mein Zug ist pünktlich. Ich werde zweimal umsteigen müssen und insgesamt sechs Stunden unterwegs sein. Ich fahre in ein buddhistisches Kloster im südlicheren Teil Deutschlands. Buddhismus interessiert mich schon länger und da ich ansonsten kein religiöser Mensch bin, hielt ich das für eine gute Idee. Buddhismus ist ja keine Religion, sondern eher eine Art Lebensweg.
Für Ruhe hätte ich auch überall sonst hinfahren können. Ans Meer zum Beispiel. Oder noch mal in die Berge. Aber ich wollte auch lernen zu meditieren. Ich habe gehört, das hilft, um zur Ruhe zu kommen. Und die Chance sich auch wirklich nicht ablenken zu lassen von irgendwas oder irgendwem, ist deutlich größer in einem Kloster.
Zugfahrt
Die Zugfahrt geht schnell rum. Ich schaue viel aus dem Fenster und denke schon mal nach. Ich lese viel und schreibe noch einige Nachrichten an Freunde, Familie und allen, die mir eine schöne Zeit wünschen. Und das sind nicht wenige. Viele schreiben mir, dass sie auch schon immer mal ein paar Tage in einem Kloster verbringen wollten. Das bestärkt mich, nicht doch irgendwie komisch zu sein. Denn ganz ehrlich, hätte man mir vor zwei Jahren gesagt, dass ich mal in ein Kloster gehen würde, ich hätte ihn oder sie für komplett verrückt erklärt.
Aber man ändert sich eben. Und seit ich mich mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftige (und das seit unserer Weltreise), konnte ich schon viel über mich lernen. Nur die Ruhe fehlte mir bisher, um einen roten Faden zu finden.
Am Ziel-Bahnhof angekommen, steige ich aus und beobachte die vielen Menschen wie sie in verschiedene Richtungen wuseln. Manche verabschieden sich und manche begrüßen sich. Jeder hat seine eigene Geschichte. Jeder ein anderes Ziel. Wie interessant wäre es doch sie alle zu fragen, wo sie gerade hinwollen.
Das letzte Stück bis zur Ankunft im Kloster
Das letzte Stück fahre ich mit dem Bus. Die Fahrt dauert eine halbe Stunde und führt über viele kleine Dörfer. Und dann kommt sie, meine Haltestelle. Beim Aussteigen habe ich das Gefühl, dass alle Leute mich anstarren. Weil ich eben HIER aussteige. Beim Kloster. Ich gebe mir größte Mühe locker zu wirken und versuche meinem Kopfkino einzureden, dass das hier und jetzt völlig egal ist, was die Leute denken.
Ein kleines Stück geht es eine Straße hoch. Mir kommen ein paar Leute entgegen, die mich anlächeln. Oder lächeln sie mich aus?
Mein inneres Ich sträubt sich gerade mit aller Macht gegen mein Vorhaben. Ich fühle mich unwohl und komisch und nicht normal. Aber was ist schon normal?
Am Kloster angekommen
Das Kloster steht jederzeit für jeden offen und so ist es nicht ungewöhnlich, dass Leute ein- und ausgehen. Aber ist es gewöhnlich hier auch fast eine ganze Woche zu verbringen? Was sagt das wohl über mich aus, wenn man mich nicht kennt? Puh, ich nerve mich gerade selbst und gehe einfach möglichst locker weiter. Es folgt ein großes Tor, das wie ein chinesischer Tempel aussieht. Hier und da stehen weiße Buddhastatuen. Inmitten eines schönen Gartens. In der Mitte führt eine Treppe hoch zum Eingang. Das Kloster ist ein ehemaliges Fachklinikgebäude und wurde 2010 umfunktioniert.
Am Empfang werde ich super nett begrüßt. Ich bekomme alles Wichtige erklärt und es wurde mir sogar ein Zweibettzimmer reserviert (obwohl ich ein Einzelzimmer gebucht hatte), weil ich ja so lange da bin. Dann hätte ich mehr Platz. Und einen Schrank gibt es auch. Auch das wäre nicht so üblich. Wow, anscheinend ist das doch nicht so oft, dass man so wie ich fünf Übernachtungen bucht.
An den Meditationen, die hier jeden Tag morgens, mittags und abends stattfinden, kann ich frei teilnehmen. Ich soll pünktlich sein, kann aber früher gehen, wenn ich merke, dass das nichts für mich ist. Ich hoffe aber es ist was für mich. Ich hatte es zu Hause schon das ein oder andere Mal ausprobiert. So richtig erfolgreich war ich aber nicht. An nichts zu denken, ist ziemlich schwer.
Die Morgenmeditation findet um 5:30 Uhr statt. Zehn Minuten vorher ertönt schon ein lauter Gong. Ich solle nicht erschrecken. Na dann kann ich ja wenigstens nicht verschlafen. 5:30 Uhr ist eher nicht so meine Zeit. Ich nehme mir aber vor es zu versuchen und wenn möglich durchzuziehen.
Erst mal zurecht finden
Ich gehe hoch auf mein Zimmer. Es ist vielleicht 12 qm groß, einfach eingerichtet mit zwei Betten, einem Schrank und einem kleinen Schreibtisch. Kein Fernseher, dafür ein eigenes Badezimmer. Die Sonne scheint durchs Fenster, welches zum Innenhof geht. Auf dem Bett liegt Bettwäsche. Für mein Bett, was noch bezogen werden muss. Ist ja kein Hotel hier. Alle drei Tage kommt ein Zimmermädchen und bringt frische Handtücher. Abschließen bräuchte ich nicht. Das wäre ein offenes Haus. Aber wenn ich möchte, kann ich es natürlich. Ich denke kurz an mein Handy, mein Portemonee und meinen Laptop und beschließe erst mal vorsichtig zu sein. Gleichzeitig komme ich mir schlecht dabei vor. Immerhin ist das ein Kloster.
Ich packe aus und lese mir den Zettel mit den Regeln durch, den ich mitbekommen habe: Stets leise sein, keine laute Musik, die Türen nicht ins Schloss fallen lassen und auf den Fluren die Schuhe ausziehen. Eine leichte Panik entwickelt sich, als ich an die Stelle komme, wo steht, dass bitte Knie und Schultern bedeckt sein sollen. Es ist August, draußen sind 30 Grad. Die ganze Woche. Und dafür habe ich auch gepackt. Für die Meditationen habe ich zwar eine Leggins und weite Shirts dabei. Ansonsten aber eher so die kurze Jeansshorts. Eine einzige dünne lange Hose für die Abendessen habe ich noch eingepackt. Mist. Ich ziehe meine Shorts so weit es geht und nicht total behämmert aussieht, runter. So dass sie länger wirkt. Ich will ja vor allem erst mal draußen die Gegend erkunden. Fürs Abendessen ziehe ich mich dann um.
Ich gehe runter in Richtung Rezeption und natürlich kommt mir erst mal ein Mönch entgegen. Ich verstecke mich halb in einer Ecke bei einem Regal mit buddhistischen Büchern. Ich schaue sie mir ganz interessiert an und hoffe, dass ich nicht auffalle. Mit meiner kurzen Hose. Als der Mönch weg ist, gehe ich raus. Es sind wenig Gäste hier wie mir auffällt (die übrigens alle lange dünne Kleidung tragen), was wohl daran liegt, dass in dieser Woche keine Seminare vom Kloster aus angeboten werden. Ich habe also meine Ruhe.
Rund um das Kloster ist ein toller Garten angelegt. Eine große Wiese, am Rande viele Bäume, Blumen- und Gemüsebeete. Mehrere gemütliche Plätze, Bänke und Ecken zum Verweilen. Ein riesiger goldfarbener Buddha thront unter einem tempelartigen Dach. Wieder kommt mir ein Mönch entgegen. Oder ist es eine Nonne? Da sie alle kahl rasierte Köpfe haben, kann ich das schwer erkennen. Sie (beim Näherkommen sehe ich, dass es eine Sie ist) lächelt mich an, grüßt und geht weiter. Kein komischer Blick aufgrund meiner kurzen Hose. Gut. Über was ich mir wieder Gedanken mache. Ich bin doch zum Entspannen hier.
Abendessen
Um kurz vor sechs gehe ich wieder aufs Zimmer, ziehe meine einzige lange, dünne Hose an und mache mich auf die Suche nach dem Speisesaal.
Hier im Kloster wird eine vegetarische Vollpension in Form eines Buffets angeboten. Die Essenszeiten sind genau festgelegt, 8, 12 und 18 Uhr. Morgens und mittags wird die ersten zehn Minuten geschwiegen beim Essen. Ich betrete den Raum und fühle mich direkt mal wieder unwohl. Weil ich neu bin. Und ich dann immer das Gefühl habe, alle Blicke auf mich gerichtet zu haben. Aaaanstrengend.
Der Speiseraum ist ziemlich groß. Ungefähr so wie zwei Klassenräume zusammen. Umrandet von einer Fensterfront mit Blick auf den Wald, der um das Kloster herum liegt. Die Sonne scheint voll rein und es ist ziemlich warm. Vorne ist ein großes Buffet aufgebaut. Dahinter folgen viele Tische. Ein großer Tisch direkt am Anfang ist für die Volontäre und Helfer reserviert. Es sitzen schon einige und unterhalten sich. Dahinter ein Tisch mit Mönchen und Nonnen. Ganz vereinzelt und jeder für sich, ein paar Gäste.
Ich spüre direkt den Druck mich irgendwo dazusetzen zu müssen und Konversation zu machen. Nicht meine Stärke, wenn ich niemanden kenne. Aber wenn ich es nicht mache, denken sie womöglich ich wäre unfreundlich. Erste Erkenntnis: Ich sollte weniger Energie darauf verschwenden, was andere Leute von mir denken. Jetzt, wo ich mich um nichts anderes kümmern muss, als um mich selbst, spüre ich mit voller Wucht wie anstrengend das ist. Ein absoluter Energiefresser.
Ich nehme mir etwas zu essen, was übrigens echt lecker aussieht (vegetarische Pizza, Tofu-Curry und gebratene Nudeln mit Gemüse) und schlendere (wieder möglichst locker wirkend) zum hinteren Ende des Raumes. Ich setze mich so, dass ich alle und alles im Blick habe. Ha. Und ich merke, dass sich keiner so wirklich für mich interessiert. Ich entspanne mich. Ich bin im Kloster, weil ich meine Ruhe wollte. Genau wie alle anderen hier vermutlich auch.
Das Essen schmeckt fantastisch. Ich hole mir sogar noch Nachschub und bringe, als ich fertig bin, meinen Teller zur Geschirrrückgabe. Ist ja kein Hotel hier. Hier hat alles seine Ordnung.
Meine Nach-dem-Essen-Lektüre
Ebenfalls hinten im Raum auf der rechten Seite, stehen vier kleine Sessel mit einem Tisch in der Mitte. Auf diesem liegt ein Buch: „Der Elefant, der das Glück vergaß.“ Hört sich gut an, denke ich mir und schon sitze und lese ich. Das Buch gefällt mir so gut, dass ich mir vornehme nach jedem Essen hier drin zu lesen, um es bis zum Ende meines Aufenthalts durch zu haben. Man soll es auch auf dem Tisch liegen lassen und nicht mitnehmen. Das steht auf einem Zettel, der auf das Buchcover geklebt wurde.
In dem Buch stehen viele kleine Geschichten, die zum Nachdenken anregen und Aha-Effekte auslösen. Eine Sache darin lässt mich direkt nicht mehr los. Der Autor (ein buddhistischer Mönch) beschreibt eine Methode wie man Dinge, die einen belasten, zweifeln lassen, schlechte Erfahrungen usw. loslassen kann. Man soll all diese Dinge aufschreiben (das ist der erste wichtige Schritt zum Loslassen). Aber auf Toilettenpapier. Und dann nimmt man das beschriftete Toilettenpapier und spült es die Toilette hinunter. Fertig. Losgelassen. Losgeworden. Soll unglaublich befreiend sein. Ich nehme mir fest vor das auszuprobieren.
Mittlerweile ist es 19 Uhr. Die Abendmeditation beginnt. Ich fühle mich aber noch nicht bereit zum Teilnehmen und gehe noch ein bisschen spazieren. Ich hole mir eins von meinen eigenen vier Büchern, die ich vorhabe hier zu lesen und setze mich auf eine der Bänke im Garten. Langsam fange ich an mich wohlzufühlen.
Um 22 Uhr gehe ich ins Bett, in der Hoffnung um 5:30 Uhr morgen früh fit zu sein. Ok, ich checke noch Nachrichten und Social Media. Es gibt sogar WLAN hier. Wenn auch nur mit einem Balken. Aber morgen lass ich das Handy aus!
Zweiter Tag im Kloster
Morgenmeditation
Um 5 Uhr klingelt der Handywecker. Ich bin völlig schlaftrunken, zumal ich wirklich schlecht geschlafen habe. Ich bin oft aufgewacht und konnte lange nicht wieder einschlafen.
Trotzdem beeile ich mich. Zu meiner ersten Meditation will ich nicht zu spät kommen. Um Punkt 5:20 Uhr ertönt der Gong und ich renne fast die Treppen hinunter. Zwei Paar Schuhe stehen erst vor der großen Buddhahalle im Erdgeschoss, in der die Meditation stattfindet. Ich gehe leise hinein in Richtung linke Seite des Raumes. Frauen sollen links sitzen, Männer rechts. Ich setze mich nach links ganz hinten. Ich will niemanden stören. Zwei Mönche oder Nonnen (?) sitzen ganz vorne. Im Schneidersitz. Vor dem großen Buddha, der in der Mitte thront. Sie haben ihre Kutten an, die Kapuze auf dem Kopf, was von hinten ein bisschen gruselig aussieht.
Es ertönt in regelmäßigen Abständen eine kleine Glocke und ein Mönch spricht. Leider verstehe ich es nicht. Ich versuche mich auch im Schneidersitz hinzusetzen und nehme also die Meditationshaltung ein. Hände dabei mit den Handflächen nach oben auf den Oberschenkeln ablegend. Sehr unbequem wie ich finde. Der Schneidersitz tut mir in den Knien und Oberschenkelgelenken weh. Meine Beine kann ich kaum nach unten drücken und dabei auch noch einen geraden Rücken machen. Unmöglich. Ich schaue mir noch mal die anderen beiden an und sehe, dass sie auf einem dicken Kissen sitzen. Aha, das ist also der Trick. Die Kissen liegen am Eingang der Halle in einer Ecke bereit. Ich wusste allerdings beim Reinkommen noch nicht wofür. Nächstes Mal dann. Learning by doing.
Konzentration bitte!
Ich versuche mich zu konzentrieren, was aber wirklich schwierig ist, denn es werden Gebete o.ä. aufgesagt und andauernd ertönt die kleine Glocke. Ich höre wie weitere Leute hereinkommen und linse durch mein Augenlid. Alles Mönche, die sich nach vorne neben die beiden anderen setzen. Jetzt fangen sie an gemeinsam zu sprechen. Vermutlich eine Art Gebetssätze oder Mantras. Ich kenne mich ja nicht aus. Ich frage mich, ob ich das auch machen muss. Keine Ahnung. Ich fühle mich in meiner verkrampften Meditationshaltung irgendwie fehl am Platz. Nach ca. 20 Minuten ist endlich Ruhe. Absolute Stille.
Leider kann ich mich, außer auf meine schmerzenden Beine, immer noch nicht konzentrieren. Auf den Atem achten, habe ich gelernt. Sobald die Gedanken abschweifen, die Konzentration auf den Atem lenken. Ich versuch’s, aber in mir ist eher ein Sturm als Ruhe. Über alles Mögliche denke ich nach, vor allem darüber, was ich heute machen werde. Und das ist viel. Ich möchte ganz viel lesen, in meinem Coachingbuch vorankommen, einige heruntergeladene Meditationen mit Anleitung (mit denen ich besser klar komme, als mit dieser hier)machen, zeichnen (denn neuerdings habe ich auch noch Handlettering und Illustrationen für mich entdeckt), Tagebuch schreiben und spazieren gehen. Ganz schön viel. Vielleicht sollte ich erst mal runterkommen.
Nach einer Weile wird mir schwindelig und davon schlecht. Ich bin einfach nicht gemacht für das super frühe Aufstehen. Dafür kann ich abends noch ewig am Laptop sitzen.
Ich linse noch mal durch mein rechtes Augenlid und sehe wie die beiden Mönche vorne seitlich sitzend mit der Müdigkeit kämpfen. Der eine sackt andauernd zusammen und der andere schläft augenscheinlich mit zurückgefallenem Kopf und offenem Mund. Tja, Mönche sind halt auch nur Menschen.
Ich halte aber durch und schleppe mich um 6:20 Uhr die Treppen hoch in mein Zimmer. Zumindest körperlich bin ich völlig fertig. Ich falle ins Bett und schlafe bis viertel vor acht. Mir geht es deutlich besser und ich stehe also ein zweites Mal auf.
Frühstück
Als ich um kurz nach acht den Speisesaal betrete, herrscht gerade noch Schweigen. Ich nehme mir ganz leise einen Teller und freue mich über das leckere und gesunde Angebot: Haferbrei mit Apfel-Kirschmus, Naturjoghurt, Vollkorndinkelbrötchen oder -Brot, Käse, diverse vegane Frischkäsevariationen, Marmelade, frische Ananas und Pflaumenkuchen. Dazu Kaffee mit Hafer- oder Sojamilch.
Wurst oder Fleisch gibt es nicht. Die Verpflegung ist sogar ansatzweise vegan. Kommt mir entgegen, da ich sowieso gerade dabei bin, möglichst auf tierische Produkte zu verzichten. Zudem habe ich gestern noch in einer kleinen Broschüre, die hier auslag gelesen, dass tierische Produkte 1. krank machen können (ok, das wusste ich schon) und 2. die Massentierhaltung zu 51% für die CO2-Belastung unserer Erde zuständig ist. 51%! Mehr als Autos und Flugzeuge zusammen. Das muss man sich mal vorstellen. Und was ich noch gar nicht bedacht hatte, dass 3. die Hungersnöte in manchen Ländern deutlich verringert werden könnten, wenn das Getreide, was nur für die Massentierhaltung angebaut wird, an Menschen in diesen Ländern verteilt werden würde. Wahnsinn, was in dieser Welt vor sich geht!
Vormittagsbeschäftigung
Nach dem Frühstück lese ich in dem Buch weiter, welches ich gestern entdeckt hatte und gehe dann zurück aufs Zimmer. Ich bin ein bisschen planlos und weiß nicht so recht wie ich meinen Tag gestalten soll. Ich schaue mir noch mal die Meditationen an, die angeboten werden und sehe, dass bei den meisten, die ich mitmachen wollte, Rezitationen dabei sind. Also (ich habe nachgelesen) gemeinsam gesprochene, buddhistische Texte. Für mich als absoluter Neuling auf diesem Gebiet nicht so das Richtige. Ich beschließe jeden Tag eine angeleitete Meditation zu machen, die ich mir auf mein Handy geladen habe und mir dann die Zusatzangebote anschaue, die sich hier täglich ändern. Für heute Abend steht eine geleitete Achtsamkeits-Meditation auf dem Programm. Das hört sich schon besser an.
Ich versuche einen weiteren Teil in meinem Coachingbuch auszufüllen, was mir aber sehr schwer fällt. Um halb 11 gehe ich noch mal in die Buddhahalle, wo für eine Stunde eine Stille-Meditation stattfindet. Abgesehen von einem Mönch, der schon mitten beim Meditieren ist, bin ich die Einzige.
Zweiter Meditationsversuch
Diesmal nehme ich mir ein Meditationskissen und der Schneidersitz wird gleich angenehmer. Ich versuche mich wieder zu konzentrieren, aber es schießen tausend Gedanken durch meinen Kopf. Von der Vergangenheit, der Zukunft, von meinen 1.000 Ideen und Möglichkeiten. Eine halbe Stunde halte ich durch, dann verlasse ich den Raum.
Struktur finden
Unzufrieden gehe ich ein Stück spazieren. Mir wird plötzlich bewusst, dass ich Struktur brauche. Planlos in den Tag hineinzuleben ist nichts für mich. Es gibt so viele Dinge, die ich machen möchte, aber es geht nur eins nach dem anderen. Mein Kopf will aber immer alles gleichzeitig. Vor allem will er immer alles sofort können. Weil ich so ungeduldig bin. Ich habe ständig das Gefühl, dass mir die Zeit davonrennt. Und dadurch mache ich mir ständig selber Druck. Ich erstelle mir also einen Plan wie die nächsten Tage aussehen könnten. So, dass ich die Dinge schaffe, die ich mir vorgenommen habe und trotzdem noch genügend Zeit zum Ausruhen und Nachdenken bleibt. Und dass ich nur das mache, womit ich mich gut fühle. Die Meditation morgens um 5:30 Uhr fällt somit schon mal weg.
Mir geht es gleich besser und meine gute Laune ist wieder da. Punkt 12 Uhr gehe ich Mittag essen und um kurz vor eins stehe ich draußen vor der Tür und bin bereit zum Wandern. Denn Ausruhen, lesen, zeichnen, nachdenken usw. kann ich nur entspannt, wenn ich mich vorher irgendwie bewegt habe. Eine weitere Erkenntnis, die mir zwar schon immer klar war, mir aber hier noch mal so richtig bewusst wird.
Ja, eigentlich kennt man sich und weiß, was man braucht und was nicht. Aber immer nur so oberflächlich. Wenn man aber mal die Gelegenheit hat, sich nur um sich selbst zu kümmern, wird einem das auch bewusst. So richtig bewusst. Und nur, wenn einem etwas so richtig bewusst wird, handelt man auch entsprechend.
Nachmittagsbeschäftigung
Ich laufe eine Stunde zügig durch Wald und Dorf und freue mich richtig mich nun wieder in den Klostergarten auf eine der großen bequemen Bänke setzen und lesen zu können. Nach ca. einer Stunde schlafe ich ein. So richtig. Um halb fünf wache ich auf. Völlig benommen. Der Schlaf hat dann wohl mal gefehlt.
Gedanken tanken
Aber ich merke wie ich mich immer mehr wohl fühle hier. Irgendwie aufgehoben. Und ich kann so sein wie ich bin. Als doch eher introvertierter Mensch brauche ich die Ruhe zwischendurch, um meine Akkus wieder aufladen zu können. Ich habe nichts dagegen auch mal alleine zu sein. Ganz im Gegenteil, ich brauche es. Im Alltag ist das jedoch schwierig. Man muss ständig kommunizieren, weil das irgendwie erwartet wird. Und wenn nicht, wird man direkt als unfreundlich abgestempelt. Also passe ich mich oft an, mache Smalltalk mit fremden Menschen und versuche eben kommunikativ zu sein. Das strengt mich aber alles total an.
Hier muss ich das aber nicht. Es ist voll ok, wenn ich einfach nur für mich bin und keinen Kontakt zu den anderen aufnehme. Und das findet auch keiner komisch. Ich kann, wenn ich will, ich muss es aber nicht.
Das einzige, was jetzt noch alles perfekt machen würde, wenn ich die Weite des Meeres oder der Berge vor mir hätte. Was gibt es Schöneres, als aufs Meer zu schauen oder oben von einem Berg ins Tal. Das Kloster liegt zwar auf einem Hügel, aber ist umgeben von Wald, der den Blick in die Ferne versperrt. Aber was soll’s. Ich nehme es so wie es ist. Und es ist gut so.
Ich gehe hoch auf mein Zimmer und nehme mir noch mal mein Coachingbuch vor. Ich spüre plötzlich richtig die Energie, die Antworten auf die Fragen zu haben, die mir heute Vormittag noch so schwer fielen.
Achtsamkeitsmeditation
Um 19:30 Uhr befinde ich mich pünktlich im ZEN-Raum zur Achtsamkeitsmeditation. Ich habe keine Ahnung, was auf mich zukommen wird und bin erst mal wieder unsicher und skeptisch.
Was ist Achtsamkeit?
Zwei Leute sind schon da. Nach fünf Minuten füllt sich der Raum und jeder Platz ist belegt. Ok, scheint also beliebt zu sein. Dann kommt die Nonne herein. Ich habe sie hier schon gesehen. Vom Alter her mag sie vielleicht Ende 30 sein. Sie hat eine so warme und herzliche Ausstrahlung, dass ich mich gleich wohlfühle. Sie fragt, wer neu ist, wer das zum ersten Mal macht und erklärt ein paar Grundsachen. Ich fühle mich noch wohler und willkommen. Sie erzählt über Achtsamkeit, was es bedeutet, nämlich Geistesgegenwärtigkeit und dass es darum geht, im Hier und Jetzt zu sein. Nicht in der Vergangenheit und auch nicht in der Zukunft. Sondern genau im Jetzt. Genau das, was ich brauche.
Sie erzählt weiter, dass wir uns im Alltag allzusehr und zu oft ablenken lassen und nicht mehr bei uns sind. Aber dass wir mit Achtsamkeit wieder schneller zu uns finden. Dass es wichtig ist, sich nur auf eine Sache zu konzentrieren und Multitasking völliger Quatsch ist. Wenn wir bspw. mit jemandem reden, sollen wir wirklich nur mit ihm reden und dabei sein. Nicht durch die Gegend gucken oder in Gedanken schon ganz woanders.
Mir fallen direkt Situationen ein, in denen ich gestresst war, weil ich ja noch soooo viel zu tun habe, Mila mir aber unbedingt etwas sagen oder zeigen wollte. In solchen Situationen bin ich nicht bei ihr, sondern ganz woanders. Ich fühle mich plötzlich schlecht und nehme mir fest vor darauf zu achten und meine Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was in dem Moment gerade ist. Vermutlich hilft das auch ein Chaos im Kopf gar nicht erst entstehen zu lassen.
Sie erklärt außerdem, dass man beim Meditieren so sitzen kann wie man möchte und wenn man nach einer Zeit merkt, dass der gewählte Sitz unbequem ist, er geändert werden kann. Danke, dieses Wissen hilft mir jetzt beim Meditieren ungemein weiter. Und ich bin gleich noch entspannter.
Meditation
Achtsamkeit kann man trainieren, indem man einfach mal ab und an innehält und sich bspw. auf seinen Atem konzentriert. Oder auf die Beine wie sie sich gerade anfühlen. Oder auf seine Hände. Oder auch auf den Bissen, den man gerade im Mund hat und nicht schon in Gedanken beim nächsten ist. Oder so wie wir gerade, die langsam und bewusst im Kreis laufen sollen. Den Fokus vollkommen auf unsere Füße gerichtet. Und plötzlich spüre ich den Boden unter mir. Wie die Füße abrollen und was sie eigentlich genau tun, um laufen zu können. Wahrscheinlich sieht es von außen völlig bescheuert aus wie wir da rumlaufen, aber es bringt tatsächlich was. Ich komme voll runter. Und noch mehr, als wir erst stehen bleiben, uns dann hinsetzen und unter ihrer geleiteten Meditation uns weiter fokussieren auf das Hier und Jetzt.
Nach 1,5 Stunden gehe ich völlig geerdet und ruhig in mein Zimmer zurück. Hat DAS gutgetan! Ich glaube ich habe „mein Ding“ gefunden.
Dritter Tag im Kloster
Morgenroutine
Um 7 Uhr klingelt mein Wecker, um 10 nach 7 setze ich mich auf und überlege mir drei Dinge, für die ich dankbar bin. Dankbarkeit (und das habe ich schon vor meinem Kloster-Aufenthalt gelernt) ist eins der mächtigsten Dinge, um innere Zufriedenheit zu finden. Danach klicke ich auf meine Fitness App (ohne das Internet dabei einzuschalten, denn ich will mich nicht schon morgens ablenken lassen). 7 Minuten lang Powerübungen. Danach dehnen, frisch machen und 10 Minuten meditieren. Für letzteres nutze ich eine der angeleiteten Meditationen auf meinem Handy. Um 8 Uhr bin ich startklar für den Tag. Wow, fühle ich mich gut. Richtig gut. Ich nehme mir vor meine neugewonnene Morgenroutine auch zu Hause einzuführen.
Ich gebe zu, dass ich das schon öfter probiert habe. Ganz neu ist es also nicht. Aber durch das Chaos und den Renovierungsstress in den letzten Wochen, habe ich es dann doch wieder ausfallen lassen. Und an diesen Tagen, ich schwöre es, war meine Laune bei weitem nicht so gut wie mit der Morgenroutine. Das gibt einem einfach eine gute Basis für den Tag, wenn man bevor der Tag überhaupt losgeht, schon Dinge gemacht hat, die gut tun.
Nach dem Frühstück lese ich wieder in „meinem“ Buch. Ich liebe dieses Buch. Da stehen so viele tolle Geschichten drin.
Sei achtsam und Du entdeckst Neues
Der Wunschbaum
Gegen 9 Uhr gehe ich raus und will mit meiner neugewonnenen Achtsamkeitserkenntnis eine kurze, aber achtsame Runde im Klostergarten drehen, bevor ich mich an mein Coachingbuch setze. Ich gehe langsamer als sonst und versuche möglichst alles wahrzunehmen. Da entdecke ich plötzlich, ganz am Rande des Gartens, einen unscheinbaren kleinen Eingang mit einem kleinen Holzschild davor, auf dem „Zen-Wald“ steht. Dahinter befinden sich Bäume und Büsche und zwischendrin kleine Pfade, die kreuz und quer hindurchführen. Auch eine weiße Buddhastatue ist hier wieder platziert. Der Bereich ist nicht groß, aber es verstecken sich hier viele kleine Dinge, wenn man mal genau hinsieht. Und da ich ja die Achtsamkeit für mich entdeckt habe, sehe ich genau hin. Hier und da zusammengelegte kleine Steinhaufen, ein kleiner Buddhakopf auf einem mit Moos bewachsenen Stein ruhend.
Ich gehe weiter und entdecke einen Baum, an dem viele kleine Dinge hängen oder daneben stehen bzw. liegen. Ein Wunschbaum. Kleine Laternen mit Zetteln drin. Armbänder oder kleine Tücher, die irgendwie an ihm befestigt sind. Oder auch nur ein kleiner Stock, um den ein buntes Wollband gewickelt ist. Ich entdecke immer wieder neue Sachen. Ich finde das so schön, dass ich beschließe am letzten Tag auch einen kleinen Zettel mit einem Wunsch drauf, irgendwo am Baum zu befestigen.
Mein Weitblick
Ich gehe weiter und sehe ein Schild an einem Baum. Dort steht „Weitblick“ drauf. Ich bin neugierig, denn habe ich nicht gestern noch gedacht, dass mir hier der weite Blick fehlt? Beim Näherkommen sehe ich, dass neben dem Baum eine etwas höhergelegte große, bequem aussehende Holzbank steht. Ich setze mich drauf und schaue plötzlich durch eine Lücke zwischen den Bäumen hindurch und habe meinen Weitblick. Über das Tal bis auf die Hügel, die weit entfernt dahinter liegen. Krass, das Universum scheint mich gehört zu haben und hat mich zu diesem Platz geführt. Wobei, ich habe mich durch meine Achtsamkeit selbst hierhin geführt. Ein Kribbeln durchzieht meinen kompletten Körper. Plötzlich habe ich so ein starkes Vertrauen in mich selbst wie ich es noch nie gespürt habe. Sollte das jetzt ein Zeichen sein? Ich glaube ja schon immer an Zeichen. Meistens sehe ich sie nur nicht. Aber vermutlich sind sie immer da. Ich muss nur genau hinschauen.
Ich bleibe noch einige Zeit dort sitzen und nehme mir vor, auch in den kommenden Tagen hier öfter mal Platz zu nehmen.
Waldbegegnung
Nach dem Mittagessen gehe ich wieder ein bisschen wandern. In den Wäldern verlaufen kann man sich hier nicht. Alle Wege sind irgendwie miteinander verzweigt. Dennoch fühle ich mich etwas unwohl so ganz alleine durch den Wald zu laufen. Nur ganz selten kommt mal ein Spaziergänger entgegen. Mein Kopfkino will mich mal wieder ärgern und zwingt mich zum Umdrehen, als es plötzlich ein paar Meter hinter mir laut raschelt. Erschrocken blicke ich mich um und sehe ein Reh. Vielleicht 20 Meter von mir entfernt. Es bleibt stehen, sieht mich und wir gucken uns an. Nach einigen Sekunden läuft es entspannt weiter. Wow! Wie schön war das denn?! Ich freue mich so sehr über mein Glück, einem Reh begegnet zu sein, dass mein Kopfkino freiwillig aufgibt. Ich liebe die Natur. Das Universum meint es gut mit mir.
Gedanken tanken
Am späteren Nachmittag liege ich völlig entspannt im Klostergarten in der Sonne und lese ein Buch. Ich freue mich, dass ich schon nach einem Tag Struktur in meinen Tagesablauf gebracht und nicht das Gefühl habe zu wenig oder zu viel, sondern es genau richtig zu machen. Mein Handy habe ich übrigens erst am Mittag mal angemacht. Und ich muss gestehen, dieses Loslassen des ständigen Informiertseins ist äußerst angenehm. Als Blogger bleibt es nur nicht aus, dass man sich auch mit Social Media beschäftigen muss. Und es macht ja auch Spaß sich auszutauschen, Inspiration zu holen usw. Aber ich werde es zukünftig auf eine Stunde am Tag beschränken und nicht mehr ständig draufschauen und mich von wichtigen Dingen ablenken lassen.
Nach dem Abendessen rufe ich Tobias und Mila an. Genau wie gestern auch schon. Und genau wie gestern auch schon merke ich in dem Moment wie ich meine beiden vermisse. Als Mila mir von ihrem Tag erzählt und am Schluss sagt wie sehr sie mich vermisst, habe ich einen Kloß im Hals.
ZEN-Meditation
Was ist ZEN?
Um 19:30 findet wieder eine geleitete Meditation statt. Diesmal eine ZEN-Meditation. ZEN ist ähnlich der Achtsamkeitsmeditation, nur noch viel stärker. Man konzentriert sich auf sich selbst, auf den Moment des Daseins und kann (nach jahrelanger Praxis, ZEN ist keine Lehre) die völlige innere Befreiung erfahren: Es gibt nichts zu erreichen, nichts zu tun und nichts zu besitzen. Es bedeutet sein Leben zu leben. Ohne innere Blockaden, die einen davon abhalten.
Die Nonne erklärt uns, dass wir dadurch bspw. erkennen (um es alltagstauglicher zu machen), dass Konsum nicht glücklich macht. Zumindest nicht langfristig. Immer nur für einen Moment. So lange bis man das Nächste haben möchte. Innere Zufriedenheit erlangt man dadurch jedoch nicht.
Und am Ende löst sich auch die Frage nach dem Sinn auf. Nach dem „Wer bin ich“? Man nimmt seine Existenz einfach an. Man ist frei.
Meditation
Wir bekommen noch gezeigt wie man richtig sitzt und heute klappt es bei mir auch schon ohne Schmerzen. Man muss nur die richtige Position auf dem Kissen haben. Dieses dient als Keil, so dass die Beine in einer Schräge liegen.
Und dann meditieren wir geschlagene 45 Minuten lang. Ich schaffe es bis zum Schluss. Bei der ZEN-Meditation hat man die Augen offen, um es den Gedanken, von denen man sich ja befreien will, schwerer zu machen. Ich starre also die ganze Zeit auf den Teppich und halte meine Hände so ineinander gelegt, dass sich die Daumen berühren. Wir atmen einige Mal ein und aus und sollen jedes Mal ein paar Sekunden die Luft anhalten. Dann sollen wir uns nur auf den Atem konzentrieren und zwar auf den winzigen Wechselmoment zwischen Ein- und Ausatmen. Denn genau da ist nichts.
Puh, das ist unfassbar schwer und natürlich kommen mir trotzdem 1.000 Gedanken in den Kopf. Aber ich merke, dass es schon deutlich besser geworden ist. Übung macht also auch hier den Meister. Noch anstrengender wird es, als wir mental noch sagen sollen: “Wer ist das, der hier wahrnimmt, das ich atme?” Einfach nur diese Frage stellen. Ohne Antwort. Immer und immer wieder diese Frage stellen. Nach ca. 10Minuten befürchte ich verrückt zu werden. Oder schizophren. Ich mache aber weiter. Dann ertönt der Gong. Die Zeit ist um und ich merke wie ich noch ruhiger geworden bin.
Ich hoffe sehr, Du konntest etwas für Dich mitnehmen. Teil 2 des Kloster-Tagebuchs findest du hier:
Liebe Grüße,
Romy
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3 Gedanken zu „Kloster Tagebuch – Eine buddhistische Auszeit #1“
Was hast du denn für die fünf Tage bezahlt? Gibt es eine Homepage?
Auf unserer Homepage findest du einen Bericht über unsere zehn Tage vipassana Meditation auf sri lanka.
http://Www.losreiser.de
Viele liebe Grüße , Anni
Hallo liebe Anni,
es kommt darauf, was für ein Zimmer man bucht. Ich hatte ein einfaches Einzelzimmer, das 50 EUR/Tag kostet. Dazu kommen, wenn man das möchte, 25 EUR/Tag für die vegetarische Vollpension. Ich war in “Buddhas Weg”: https://www.buddhasweg.eu
Vipassana finde ich auch sehr spannend. Ich überlege schon, ob ich das auch mal versuchen sollte. Ich werde mir euren Bericht anschauen! Danke und liebe Grüße!
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