(Du möchtest wissen wie mein Klosteraufenthalt die ersten Tage war? Dann klick erst mal hier ein: Buddhistische Auszeit #1)
Vierter Tag im Kloster
Erkenntnisse
Mittlerweile habe ich mich schon echt gut eingelebt. Und vor allem fühle ich mich einfach so unfassbar wohl und ruhig. Ja, ich bin wirklich zur Ruhe gekommen. Meine Gedanken rasen nicht mehr so. Und wenn doch mal ein Anflug kommt, fällt es mir sofort auf und ich versuche sie beiseite zu schieben. Klar, denke ich auch immer noch an die ganzen Sachen, die ich ja noch zu tun habe und die ganzen Ideen, die ich umsetzen möchte. Aber mir ist jetzt bewusst, dass es absolut nichts bringt alles gleichzeitig zu wollen. Auf eine Sache fokussieren, da vorankommen. Und dann die nächste. Ich werde mir jetzt auf jeden Fall immer für jeden Tag einen Plan machen.
Erinnerungen besorgen
Nach dem Frühstück gehe ich heute in den kleinen Klosterladen, der nur selten, aber heute mal von 9-10 Uhr, geöffnet hat. Ich möchte mir ein Andenken an diese schöne Zeit hier mitnehmen. Ich entscheide mich für einen kleinen Mini-Buddha, den ich ab jetzt immer bei mir tragen werde, ein Tuch aus Nepal und einen kleinen, mit bunten Glassteinen verzierten Taschenspiegel, den ich Mila als Mitbringsel schenken will.
Lesen, lesen, lesen
Ansonsten mach ich das Gleiche wie die anderen Tage: lesen, spazieren gehen, im Coachingbuch arbeiten. Ich bin total glücklich, endlich mal wieder ausgiebig lesen zu können. Es sind alles Bücher, in denen es um persönliche Weiterentwicklung geht und darum innere Zufriedenheit zu erlangen. Und ich habe schon so einige Erkenntnisse gehabt. Eine Liste der Bücher, die ich „erleuchtend“ finde, findest Du hier: Buchempfehlungen
Ich merke, dass mir das Lesen über das Thema unglaublich guttut und nehme mir vor, es in meinen Alltag zu integrieren. Und wenn es nur 20 Minuten am Tag sind. Das muss möglich sein.
Kundalini Yogastunde
Am Nachmittag findet eine Yogastunde statt. 90 Minuten lang Kundalini Yoga. Ich bin natürlich dabei, denn auch Yoga möchte ich unbedingt demnächst regelmäßig machen. Ein absoluter Neuling bin ich nicht, ich habe schon nach diversen DVDs zu Hause Yoga gemacht (es dann aber irgendwann wieder aufgegeben) und auch schon im Fitnessstudio an Kursen teilgenommen. Leider fanden die meist dann statt, wenn ich keine Zeit hatte. Unter Kundalini Yoga kann ich mir allerdings nichts vorstellen.
Was ist Kundalini Yoga?
Die Nonne, die vorgestern auch schon die Achtsamkeitsmeditation gemacht hatte, ist heute unsere Yogalehrerin. Ich erfahre, dass Kundalini Yoga ganz anders, als das Hatha Yoga ist. Das Hatha Yoga ist die üblichste und bekannteste Yogaform. Hier werden Asanas, d.h. ruhende Körperstellungen praktiziert. Was z.B. jeder schon mal gehört hat: der Sonnengruß oder der Herabschauende Hund. Aber Kundalini Yoga ist eher eine Abfolge von dynamischen Bewegungsabläufen. Und bei regelmäßiger Übung, erlangt man mehr Selbstvertrauen. Ich bin gespannt.
Es geht los
Am Anfang ist das Mantra
Zu Beginn bekommen wir einen Zettel mit einem Mantra für die Einstimmung und einem Mantra als Schutz vor negativen Erfahrungen. Dreimal soll jedes Mantra gesagt werden. Wir sitzen im Schneidersitz (natürlich), sollen die Augen geschlossen halten und dann geht’s los. Da ich weder weiß wie dieses Mantra ausgesprochen wird, noch ich jemals schon mal diesen Text gesehen habe, setze ich beim ersten Mal aus und linse dann unter meinen Augenlidern durch, damit ich überhaupt mitsprechen kann. Wobei es eher eine Art Singsang ist. Ich komme mir sehr merkwürdig vor. Aber da alle in diesem Raum mitmachen, nehme ich es einfach mal an.
Die Übungen
Anschließend beginnen wir mit den Übungen. Sie sind alle nicht anstrengend. Da wir aber jede Übung zwei Minuten lang machen, mit möglichst vielen Wiederholungen und möglichst schnell, verspüre ich schon nach kurzer Zeit ein Zittern in Oberschenkeln- und armen.
Aber damit nicht genug. Gleichzeitig müssen wir in der einen Position ein- und in der anderen ausatmen. Und natürlich müssen wir uns auf das Ein- und Ausatmen konzentrieren, mit geschlossenen Augen und dabei in Gedanken das Mantra “Sat Nam” („wahre Identität“) aufsagen. Ich fühle mich etwas überfordert, aber mache weiter. Ach ja, auf das sogenannte „Dritte Auge“ (der Punkt zwischen den Augenbrauen) sollen wir uns auch noch konzentrieren. Damit uns nicht schwindelig wird. Und Tatsache, es funktioniert! Bei dem ganzen Hin- und Her-Bewege mit Augen zu, wird mir wirklich etwas schwindelig. Aber sobald ich mich auf den Punkt zwischen meinen Augen konzentriere, ist das weg.
Am Ende kommt die Entspannung
Nach den Übungen folgen elf Minuten entspanntes Liegen (in denen ich fast einschlafe) und elf Minuten Meditation mit kraftvollem Ein- und Ausatmen. Ich lerne, dass elf Minuten perfekt sind, um das Nervensystem runterzufahren. Wann immer wir gestresst sind, sagt die Nonne, legt euch elf Minuten hin. Danach seid ihr wieder entspannt. Probiere ich demnächst mal aus.
Meditationspause
Nach dem Abendessen beschließe ich, dass ich den Abend für mich haben möchte und lese noch lange draußen im Klostergarten in meinem aktuellen Buch, anstatt noch mal zu einer Meditation zu gehen. Man muss es auch nicht übertreiben 😉
Fünfter Tag im Kloster
Selbsterkenntnis und Positives Denken
Ich mache meine Morgenroutine, gehe zum Frühstück und freue mich schon darauf wieder ein paar Seiten in “meinem” Buch zu lesen. Doch als ich meinen Teller wegbringe und mich in die Sitzecke setzen will, liegt das Buch nicht auf dem Tisch. Oh nein! Ich schaue mich um, aber es ist nicht da. Sofort steigt Ärger in mir auf. Ich spüre richtig wie er mir in den Kopf schießt. Ich stoppe mich und versuche zu analysieren, woran das jetzt genau liegt. 1. Ich ärgere mich, dass sich jemand nicht an “die Regeln” hält. Denn schließlich steht auf dem Buch unübersehbar drauf, dass man es bitte auf dem Tisch liegen lassen soll. 2. Ich beziehe das Ganze direkt auf mich, denn der- oder diejenige muss doch gesehen haben, dass ich nach jedem Essen darin lese. Er oder sie hat es mir also weggenommen. Um mich zu ärgern. Ich versuche mir realistischerweise zu erklären, was für einen Blödsinn ich mir da zusammendenke.
Das innere Kind
Da ich gerade das Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ lese, vermute ich, dass das da mein inneres Kind ist, welches so denkt. Dieses innere Kind ist immer noch 4, 5 vielleicht 6 Jahre alt und lässt sich von meinem Erwachsenen-Ich, meinem realistischem Verstand, nur selten beeindrucken. Evtl. fühlt es sich persönlich angegriffen. Schließlich wurde ihm etwas weggenommen. Oder es fühlt sich ungerecht behandelt, weil es sich an die Regeln gehalten hat, der andere aber nicht. Und dahinter steckt meistens ein negativer Glaubenssatz, der getriggert wird. Und das ist auch der Grund, warum man bei manchen Dingen so schnell wütend wird.
Ich versuche also gedanklich meinem inneren Kind zu erklären, dass das alles Quatsch ist. Wieso sollte mich jemand ärgern, der mich gar nicht kennt? Wahrscheinlich ist es eher so, dass der- oder diejenige das Buch selbst so schön und erfrischend fand wie ich und es deswegen gerne lesen wollte. Bestimmt legt er oder sie es auch wieder zurück. Mein Ärger verblasst langsam.
Das Positive suchen…
Ich überlege mir wie ich etwas Positives aus der Situation ziehen kann und beschließe in die Klosterbibliothek zu gehen. So lerne ich wieder einen neuen Raum kennen und vielleicht steht dort ja auch noch ein weiteres Exemplar von dem Buch. Ich hoffe schon ein bisschen darauf, denn bis zur Abreise, wollte ich es gerne noch zu Ende gelesen haben.
… und neue Wege finden
Also gehe ich ins Untergeschoss, wo sich die Bibliothek befindet. Der vielleicht 20 qm große Raum ist an den Wänden mit Bücherregalen bestückt. Viele Bücher. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Die meisten Bücher wirken allerdings wie Fachliteratur oder eben Lehren vom Buddhismus. Ich schaue so durch die Regale und plötzlich fällt mir ein Buch auf, welches den Titel „Don’t worry, be grumpy“ trägt. Da ich solche witzigen Titel mag, ziehe ich es aus dem Regal. Ok, es ist ein englisches Buch und mit englisch hab ich es nicht so. Ich kann schon englisch sprechen, aber da ich es selten tue (weil ich es auch nicht muss), ist es anstrengend für mich. Deshalb hatte ich mir schon länger mal vorgenommen, englische, einfache Bücher zu lesen, um mich darin zu üben.
Überraschung (oder ein Zeichen?)
Ich drehe das Buch um und da grinst mich ein Bild des Autors an. Der kommt mir bekannt vor, denke ich. Es ist Ajahn Brahm. Der Autor von “meinem” Buch! Na klar, denke ich, er ist Australier, da schreibt er natürlich englischsprachige Bücher, die dann ins Deutsche übersetzt werden.
Und da macht es klick.
Ich blättere die Seiten durch und stelle fest, dass ich genau das Buch, mein Buch „Der Elefant, der das Glück vergaß“ in der Hand halte! Nur eben auf englisch. Das einzige Buch, das ich aus all den hunderten von Büchern hier in der Bibliothek aus dem Regal gezogen habe, ist genau das, was ich mir erhofft habe zu finden. Zwar auf englisch, aber ich verstehe das mal als Zeichen, dass ich doch öfter mal englische Bücher lesen soll. Wer weiß, wofür ich es noch mal gebrauchen kann. Mein Ärger über das verschwundene Buch ist komplett verflogen und an die Stelle ist Freude getreten und Vertrauen, dass immer alles gut wird.
Ich lese drei Geschichten in dem Buch, die ich auch ziemlich gut verstehe und mache mich dann voller Motivation und Energie auf zum Qigong. Das Buch werde ich mir später ausleihen und ab jetzt mit zu den Essen nehmen. Und ob das andere Buch dann dort liegt oder nicht, ist mir jetzt ziemlich egal.
Qigong
Was ist Qigong?
Von 9 bis 10 Uhr findet heute, hinten im Klostergarten, Qigong statt. Eine chinesische Konzentrationsübung und Bewegungsform. Die Übungen sollen der Harmonisierung und Regulierung des Qi-Flusses im Körper dienen. Alles Negative kann losgelassen werden und der Energiehaushalt wird stabilisiert. Und da ich gerade voll im Flow bin hier alles auszuprobieren, mache ich mit.
Die Übungen
Die Grundhaltung ist immer: schulterbreit stehen, Knie leicht gebeugt, Rücken gerade. Und dann versuchen wir (es machen inkl. mir 8 Leute mit) unserem Lehrer die Übungen nachzumachen. Alles ist sehr fließend und ineinander übergehend. Dabei natürlich das Atmen nicht vergessen. Gar nicht so einfach, aber es tut tatsächlich mal wieder gut. Und der Kopf wird frei.
Gedanken tanken
Nach dem Mittagessen (das Buch lag übrigens wieder da, aber ich habe brav in der englischen Version gelesen) fülle ich wieder ein paar Seiten in meinem Coachingbuch aus und gehe dann mal wieder spazieren. Ich genieße es total, einfach nach Lust und Laune machen zu können, was ich gerade möchte. Meinen Gedanken lasse ich freien Lauf und nach den ganzen Meditationen und Konzentrationen, bei denen ich sie ja krampfhaft versuche wegzudrängen (es klappt aber immer besser), wollen sie sich jetzt auch mal so richtig austoben. Aber, sie wuseln nicht mehr kreuz und quer durcheinander, sondern haben Struktur bekommen. Es hat sich richtig ein roter Faden entwickelt. Ich weiß plötzlich, wohin es mich eigentlich zieht, wie ich dahin kommen kann und welche Dinge mir dabei helfen können. Und mir wird bewusst, dass das kein Ziel ist, sondern ein Weg, den ich schon heute anfangen kann zu gehen.
Abendmeditation
Beim Abendessen ist es heute richtig voll. Bis Sonntag findet ein Seminar statt und das Kloster ist gut gefüllt. Ich denke mir, dass es doch schon so einige Menschen sind, die sich mit ihrem persönlichen Glück beschäftigen.
Herz-Sutra
Um 19:30 Uhr nehme ich an einer geleiteten Herz-Sutra-Rezitation teil, mit anschließender Geh- und Sitzmeditation. Rezitationen sind ja nicht so mein Ding wie ich festgestellt hatte, aber meine Neugierde lässt nicht nach und ich will es einfach noch mal ausprobieren.
Ich komme in den Raum, schnappe mir ein Sitzkissen und setze mich in den Schneidersitz. Mittlerweile habe ich das voll raus. Ich bekomme einen Zettel in die Hand gedrückt, mit einem ziemlich langen Text. Immerhin auf deutsch. Und dann geht’s auch schon los. Der Gong ertönt und die Nonne vorne, mit dem Rücken zu uns und vor dem Buddha sitzend, fängt an den Text zu sprechen. Im Singsang. Das kenn ich ja schon. Und sie schlägt dabei auf eine besondere Holz- oder Klangschale. Die Teilnehmerin neben mir spricht den Text auswendig mit. Ich bin beeindruckt. Allerdings wird so schnell gesprochen, dass ich Mühe habe überhaupt mit einzusteigen. Nach ein paar Anläufen klappt’s und ich spreche so gut ich kann mit. Ich frage mich allerdings, wann denn wohl mal Luft geholt wird. Es wird in Einem durchgesprochen und ich höre von Niemandem ein Luftholen dazwischen. Ich gebe mir größte Mühe, aber ich muss zwischendurch Pause machen und atmen.
Zwei andere Teilnehmerinnen sprechen gar nicht mit und eine weitere macht auch Pausen zwischendrin. Ich komme mir also ganz passabel vor. Der Text selbst ist ziemlich merkwürdig. Er handelt davon, dass eigentlich alles leer ist. Es existiert nichts, rein gar nichts. Keine Empfindungen, keine Gedanken und sogar man selbst existiert nicht. Aha. Am Ende wird ein Mantra aufgesagt. Drei mal. Und dann fängt alles wieder von vorne an. Eine halbe Stunde lang. Ich bin verwirrt und werde nachher auf jeden Fall nachlesen, was das jetzt alles genau bedeuten soll. Hätte ich vielleicht vorher mal machen sollen.
Meditation
Nach der Rezitation gehen wir ca. 10 Minuten im Kreis. Die Geh-Meditation. Ich erinnere mich an die Achtsamkeitsmeditation und versuche mich auf meine Füße zu konzentrieren. Zum Schluss meditieren wir 35 Minuten lang. Und genau wie auch schon bei der ZEN-Meditation sollen wir uns auf den Punkt beim Atemwechsel fokussieren und uns dabei fragen, wer wir sind.
Ich halte durch und das erste, was ich zurück auf meinem Zimmer mache, ist das Internet fragen, was es mit dem Herz-Sutra auf sich hat.
Kleiner Exkurs Herz-Sutra
Das Herz-Sutra hat eine radikale Botschaft (ja, das ist mir wohl aufgefallen) und zwar die Abschaffung all dessen, was uns lieb ist. Die Welt, so wie wir sie sehen, existiert nicht. Übersetzt geht es darum, dass wir fallen, aber niemals aufschlagen und dass wir deshalb unsere Einstellung zum Fallen ändern, es nicht mehr schlimm finden. Letztlich geht es um das Freimachen von Dingen. Denn ohne diese Dinge wären wir frei. Je mehr wir besitzen, desto mehr haben wir Angst, dass es uns genommen wird. Errichten Mauern und Alarmsysteme. Aber wenn wir gar nichts haben, kann uns auch nichts genommen werden und wir fühlen uns freier und vor allem auch sorgloser.
Diese Übersetzung ergibt Sinn für mich. Und ich verspüre noch mehr den Drang, Dinge, die ich nicht wirklich brauche, loszuwerden. Befreiend fand ich das ja schon immer.
Sechster Tag im Kloster
Gedanken tanken
Heute ist mein letzter Tag hier. Aber ich freue mich, dass ich noch bis heute Nachmittag hier bin und dann von Tobias abgeholt werde. Wir fahren weiter in die Pfalz, die hier um die Ecke liegt. Wir sind auf der Hochzeit von Freunden eingeladen.
Noch so ein Zufall, dass ich mir unbewusst der Tatsache, dass das Kloster in der Nähe der Hochzeitslocation liegt, mir eben dieses ausgesucht habe. Und dass auch zeitlich alles so perfekt gepasst hat. Es sollte wohl so sein.
Die letzten Stunden im Kloster genießen
Das Wetter ist heute ziemlich kalt und nass, so dass ich den ganzen Tag drinbleibe. Das macht aber nichts. Ich arbeite in meinem Coachingbuch, lese, meditiere und gehe zwischendurch zu den Mahlzeiten. Der Speiseraum ist immer noch gut gefüllt und ich bin noch mal froh, dass ich offensichtlich in einer Woche hier war, in der wenig angeboten wurde. So hatte ich selbst beim Essen Ruhe und die Bänke draußen im Garten waren immer frei.
Nach dem Mittag schaffe ich es tatsächlich „mein“ Buch zu Ende zu lesen und freue mich total, auch alles verstanden zu haben. Ich musste nur ein paar Vokabeln nachschlagen. Und ich nehme mir vor, ein weiteres Buch von Ajahn Brahm “Die Kuh, die weinte.” auf englisch zu besorgen und zu lesen.
Tschüss Selbstzweifel
Und dann mache ich noch eine Sache, die ich mir am ersten Tag schon vorgenommen hatte: Ich schreibe alle negativen Glaubenssätze und -gefühle, die mich öfter mal belasten, auf Toilettenpapier. Vor allem das Wort „Selbstzweifel“ (Wer kennt es nicht dieses Gefühl?) schreibe ich mehrmals groß drauf. Und dann spüle ich das Papier einfach die Toilette hinunter. Eine kleine Genugtuung erfüllt mich. Ich habe die Selbstzweifel einfach mal eben die Toilette hinuntergespült. Wie cool ist das bitte? Und wann immer sie wiederkommen sollten, denke ich einfach an den Moment, in der sie in der Toilette liegen und ich die Spülung betätige. (Nachmachen empfohlen!)
Anschließend packe ich meine Sachen, gebe meinen Schlüssel ab und lese noch so lange unten im Aufenthaltsbereich, bis Tobias kommt.
Gedanken tanken
Ich bin tatsächlich traurig, diesen schönen Ort zu verlassen. Noch nie bin ich so zur Ruhe gekommen wie hier. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber ich konnte meine Gedanken ordnen und weiß nun auch wie wichtig es ist, sich zwischendurch immer mal die Zeit zu nehmen, runterzukommen, um wieder klarer denken zu können. Und erst recht, wenn man meint keine Zeit dafür zu haben. Und ich werde zukünftig versuchen, mich immer nur auf eine Sache zu konzentrieren und nicht dabei schon an die nächste denken. Nur so bekommt man auch das Gefühl, etwas geschafft zu haben.
Aber nicht nur der Klosteraufenthalt alleine hat mir so geholfen. Es war im Prinzip auch die Kombination mit den Büchern, die ich hier gelesen habe. Die mir einige Aha-Effekte gegeben haben, mit denen ich an mir arbeiten konnte und die ich nur wärmstens empfehlen kann. (Hier geht’s noch mal zur Buchempfehlung.)
Durch die Ruhe hier, konnte ich die ganzen Bücher auch viel besser verinnerlichen. Denn man kann noch so viel lesen und denken, ja, stimmt, der oder die hat Recht, das sollte ich ändern usw. Aber wenn man diese Dinge und Weisheiten oder was auch immer, nicht auch verinnerlicht, dann bringt es nichts. Wenn man sich also wirklich kennenlernen möchte, sich weiterentwickeln möchte, dann geht es nur, wenn man auch zur Ruhe kommt. Mir helfen dabei Meditationen (und ich werde immer besser), Zeichnen und indem ich darüber schreibe. Denn dann habe ich es schwarz auf weiß stehen und es kann nicht mehr verloren gehen.
Mein Wunsch am Wunschbaum
Eine Sache habe ich aber noch gemacht, bevor ich das Klostergelände verlassen habe. Ich habe meinen großen Wunsch auf einen Zettel geschrieben und ihn im Wunschbaum versteckt. Möge er ihn an das Universum weiterleiten und möge das Universum sein Weiteres tun. Und auch ich werde alles tun, damit mein Wunsch wahr wird. Wenn er tatsächlich wahr geworden ist, wirst Du es erfahren 😉
Und wenn Du nun auch inspiriert bist, Dir einen Klosteraufenthalt zu genehmigen, denk bitte nicht „Was mögen die anderen dazu sagen?“ Erstens ist es Deine Sache und wenn es Dir gut tun könnte, dann tu es! Und zweitens habe ich hier festgestellt, dass es so viele Menschen gibt, die das regelmäßig machen, die zu Seminaren gehen, die meditieren, die sich als Volontäre anmelden usw. Egal, ob jung oder alt. Hier waren alle Altersklassen vertreten. Und außerdem ist es unglaublich mutig, sich auf die Reise zu sich selbst zu begeben. Es kann nämlich auch sehr traurig werden, weil sich Emotionen lösen. Aber die kann man dann loslassen und es gibt nichts Befreienderes.
Liebe Grüße,
Romy
Hier geht’s zu Teil 1 meiner buddhistischen Auszeit:
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