Grüner BereichPlastik- und Müllvermeidung

Warum du mit Cleanups nicht die Welt retten, aber einen wertvollen Beitrag leisten kannst

Cleanup Naturschutz

Bei jedem Spaziergang und auch wenn ich nur mal eben zum Supermarkt um die Ecke etwas einkaufen gehe, begegnet mir nach spätestens 20 Metern entweder ein verlassener Coffee-to-Go Becher, der achtlos weggeworfen auf der Straße liegt oder ein einsames Trinkpäckchen mit einer Sonne und bunten Früchten auf der glänzenden Alu-Verpackung. Ok, ich wohne mitten in der Stadt mit vielen anderen Menschen, aber ist das eine Entschuldigung für Müll auf der Straße?

Ich habe schon oft überlegt, ob mir der Müll einfach mehr auffällt, weil ich mich damit seit knapp drei Jahren mehr beschäftige oder ob der Müll in Stadt und Natur tatsächlich mehr geworden ist?

Fakt ist, dass die Menge an Verpackungsmüll in Deutschland seit Jahren ansteigt. In 2018 gab es ein Rekordhoch mit 227,5 kg pro Person. Und wenn man mal kurz überlegt wie leicht eine Kunststoffverpackung ist, bekommt man eine ungefähre Ahnung davon wie viel das eigentlich ist.

Einfach mal machen

Doch was veranlasst die Menschen dazu ihren Müll einfach überall hinzuschmeißen oder liegenzulassen? Das ist wohl eins der Dinge, die ich nie verstehen werde. Gerade wir in Deutschland, mit einem funktionierenden Müll-Entsorgungssystem, sollten doch in der Lage sein, unsere Umwelt sauber zu halten.

Man könnte stundenlang darüber philosophieren, was genau in den Köpfen vorgeht, sich aufregen, ärgern und die Schuld auf andere schieben, aber ändern würde man damit nichts. Null. Nada. Niente di niente. Und genau deshalb habe ich mich dazu entschlossen zu handeln. Einfach mal machen. Der Umwelt zu liebe.

Wie alles begann

Angefangen hat das alles, als ich vor drei Jahren mit meiner Familie eine Weltreise geplant habe. Wir fingen an uns intensiv mit der Welt zu beschäftigen. Wo wir überall hinwollen und wie es da so ist. Südostasien war ein ganz großes Thema für uns. Denn da wollten wir immer schon mal hin, hatten es aber noch nie geschafft. Tja, und wenn man sich mit SOA beschäftigt, wird man unweigerlich mit dem Müllproblem konfrontiert. Zugemüllte Strände, Müllinseln im Meer, gestrandete Wale mit dem Magen voller Plastik, Wasserschildkröten, die sich in Plastiktüten verfangen und Fische, die an Plastikstrohhalmen knabbern. Ab diesem Zeitpunkt war mir klar, dass etwas passieren muss und dass auch ich etwas dazu beitragen kann. Jeder kann das. Ich habe einfach angefangen an den Stränden, die wir auf unserer Reise besucht haben, Müll aufzusammeln und im nächsten Mülleimer zu entsorgen. So einfach wie simple. Klar habe ich darüber nachgedacht, ob das was bringt, wenn denn am nächsten Tag schon wieder neuer Müll an der gleichen Stelle liegt. Ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein also. Aber ich habe mir auch ausgemalt wie es wäre, wenn jeder Mensch, egal ob Tourist oder Einheimischer, jeden Tag nur drei Stücke Müll aufheben würde. Wie sauber wäre dann unsere Natur?

Cleanup in Vietnam, Familie sammelt Müll am Strand
Strand-Cleanup in Vietnam

Und das ist es, was mich motiviert, der Glaube daran, dass jeder Einzelne etwas verändern kann, denn jedes Handeln hat Auswirkungen. Und wer weiß, ob sich nicht in dieser einen Plastiktüte, die ich aus dem Meer gefischt habe, eine Schildkröte verfangen hätte.

Neben den Cleanups wollten wir auf unserer Reise auch versuchen so wenig Müll wie möglich zu produzieren und auf Plastik und Mikroplastik verzichten. Wir besorgten uns eine 2-Liter Drink-Bag für den Rucksack, die wir, wenn es möglich war, mit Trinkwasser auffüllen konnten. Ein zusammenfaltbarer Einkaufsbeutel steckte außerdem immer im Rucksack und für mich gab es nur noch Naturkosmetik inkl. der Sonnenmilch sowie zum Duschen und Haare waschen Seife und festes Shampoo.

Auch Deutschland ist Teil des Problems

Zurück in Deutschland habe ich all das einfach weitergeführt, denn mir wurde schnell bewusst, dass auch wir Teil des Problems sind. Müllvermeidung wurde zu meinem neuen Hobby und ich fing an unser Viertel und den Park um die Ecke von herumliegenden Müll zu befreien. Es dauerte tatsächlich gar nicht lange und ich fand einige Anhänger, die gut fanden, was ich machte und so kam es, dass ich ab und an sogar größere Cleanups veranstaltete. Mittlerweile mache ich das sogar im Rahmen eines nachhaltigen Vereins, der sich für den Meeresschutz einsetzt und dem ich mich angeschlossen habe, um so noch mehr Menschen zu erreichen.

Frau sammelt Müll während einer Wanderung
Einfach beim nächsten Spaziergang einen Müllbeutel mitnehmen. Easy peasy
Ozeankind Stützpunkt Dortmund
Unser Ozeankind e.V. Stützpunkt Dortmund

Ich möchte Menschen zum Umdenken bewegen, aber nicht indem ich den Zeigefinger erhebe, denn damit erreicht man nichts, sondern indem ich es einfach vorlebe und die Hoffnung nicht verliere viele zum Nachmachen zu motivieren. Ganz nach dem Zitat von M. Gandhi: „Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.“

Trotzdem bin ich nicht perfekt und denke auch, dass niemand das sein muss. Wenn Millionen von Menschen nur ein bisschen was verändern, hilft das der Welt mehr, als wenn wenige eine 180-Grad-Drehung hinlegen.

Natürlich gibt es auch immer wieder Menschen, die ein Cleanup lächerlich und nutzlos finden. Lächerlich, weil sie nicht einsehen den Müll anderer Leute aufzuheben, denn dafür gibt es doch die Stadtreinigung („Wofür bezahle ich denn Steuern“, ist ein beliebtes Argument.) Und nutzlos, weil doch am nächsten Tag wieder neuer Müll rumliegt und die Menschen es eh nicht kapieren werden.

Es ist aber nicht lächerlich, denn ich mache das nicht für die Menschen, die ihren Müll liegen lassen, ich mache das für die Natur. Ich sehe mich nicht als jemanden, der anderen Leuten den Müll hinterherräumt, ich sehe mich als jemanden, der die Natur schützen möchte.

Und ja, vielleicht liegt am nächstenTag wieder Müll rum und mit Sicherheit werden es nicht alle Menschen kapieren, aber ganz bestimmt wird immer jemand dabei sein, bei dem es Klick macht und das nur, weil er gesehen hat wie andere Müll aufsammeln. Und dieser jemand wird diesen Gedanken auch wieder an andere weitertragen.

Aber wie mit allen Dingen, man wird nie alle Menschen erreichen und man wird es nie allen recht machen können. Das muss man nur einmal verstehen, akzeptieren und dann trotzdem weitermachen.

Mit Cleanups kannst du nicht die Welt retten, aber du kannst einen wertvollen Beitrag leisten.

Wie du ein Cleanup veranstalten kannst

Ein Cleanup ist außerdem so einfach umzusetzen. Man braucht nur vor die Tür gehen, einen Müllbeutel mitnehmen, ein paar Stücke aufheben, entsorgen und schon hat man etwas verbessert. Man braucht keinen Plan, kein Konzept und kein Geld. Man braucht nur die Motivation und den Willen etwas verändern zu wollen.

Schöner ist es natürlich in Gemeinschaft zu sammeln, man kann sich austauschen, sich gegenseitig inspirieren und viele neue Leute kennenlernen. Aber auch das ist kein Hexenwerk. Hier ein paar Tipps wie du ein Cleanup veranstalten kannst:

  • Such dir ein paar Leute, die gerne mitmachen wollen und legt einen Tag, eine Uhrzeit und einen Ort fest, wo ihr das Cleanup veranstalten wollt.
  • Wenn du willst, rufe in den sozialen Netzwerken zum Cleanup auf, um mehr Leute zum Mitmachen zu bekommen.
  • Sollte es ein größeres Cleanup werden, informiere die städtische Entsorgung über das Vorhaben, damit diese den gesammelten Müll an einem vorher vereinbarten Treffpunkt abholt. Ansonsten entsorgt ihr den gesammelten Müll in öffentlichen Mülltonnen, in den privaten Mülltonnen der Teilnehmenden oder bringt ihn zum Wertstoffhof.
  • Überlege, ob du Utensilien wie Müllbeutel, Handschuhe oder Zangen bereitstellen willst oder ob jeder selbst seine Sachen mitbringt. Auch hier kannst du das städtische Entsorgungsunternehmen fragen, ob sie dich diesbezüglich ausstatten.
  • Und das war’s auch schon 🙂
  • Und: Erzähle allen von deiner/eurer Aktion.
Cleanup mit Rewe in Dortmund, Möllerbrücke
Zusammen schafft man viel: Cleanup mit Unterstützung des Rewe Sanecki in Dortmund

Umweltbildung ist die Basis

Es ist aber nicht nur wichtig die Natur von Müll zu befreien, es ist genauso wichtig aufzuklären, welche Konsequenzen es hat, wenn der Müll liegen bleibt und immer mehr wird. Deshalb habe ich es mir ebenfalls zur Aufgabe gemacht vor allem Kindern dieses Thema näher zu bringen. Kinder sind begeisterungsfähiger als wir Erwachsenen und haben noch keine festgefahrenen Denk- und Verhaltensmuster, die man oft nur schwer ändern kann. Wenn Kinder direkt zu nachhaltigem Handeln erzogen werden, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass sie auch später keine Umweltsünder sein werden. Dafür braucht man kein Pädagoge oder Wissenschaftler zu sein. Außerdem erziehen Kinder auch ihre Eltern. Ich habe schon oft gehört und auch schon selbst erlebt wie bspw. die vierjährige ihrer Mama erklärt hat, dass sie ihr Frühstücksbrot nicht mehr in Frischhaltefolie eingepackt haben möchte, weil das „böses“ Plastik ist.

Umweltworkshop
Plastikmüll Workshop mit Kita Kindern in Dortmund

Wann immer sich die Gelegenheit ergibt, mache ich kleine Workshops mit Kita- oder Grundschulkindern oder halte auch Vorträge vor Erwachsenen. Es macht mir Spaß, weil mir das alles einen Sinn gibt und weil ich möchte, dass auch die nächsten Generationen noch unbeschwert auf unserem Planeten leben können. Meine eigene Tochter Mila, die jetzt neun ist, ist mittlerweile fast immer die Erste, die im Urlaub am Strand Plastikmüll sichtet und aufhebt, damit er nicht ins Meer gelangt.

Müll sammeln am Strand
Müll sammeln am Strand auf Boa Vista

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